Hochtour Tour

Hochtourenabschluß 2017 auf dem Similaun

Blick auf die Hütte

Mitte August wurde mir bewusst, dass sich die Hochtourensaison so langsam dem Ende zuneigte. Als Nicht-Profi waren es nur noch wenige Wochen, an denen man sinnvoll eine Hochtour angehen konnte.

Also flugs überlegt, wo es zum Saisonabschluss noch hingehen könnte:

  • Schweiz? Hm, zu teuer
  • Italien? Hm, zu weite Anreise
  • Österreich? Gut zu erreichen
  • Ötztal, hm, gute Idee und jede Menge Auswahl an Hochtouren

Ok, jetzt noch die Auswahl, welche Hochtour es im Ötztal werden soll. Nicht zu anspruchsvoll, aber trotzdem lohnend.

Warum also nicht auf den SimilaunAlso das Ziel stand für mich fest.

Similaun

Termin? 14.09-17.09.2017

Wo finde ich jetzt noch mindestens drei Leute + für eine Seilschaft?

Naja, als erstes fiel mir mein Kletterpartner Andreas ein, der schon einige Touren dieses Jahr hinter sich hatte und so wie ich, noch ziemlich grün hinter den Ohren ist, wenn es um Hochtouren geht.

Zweite Anlaufstelle war die Hochtourengruppe der DAV Sektion Bielefeld. Hier gab es zwar Interessenten, aber es passte alles nicht in die aktuellen Planungen der einzelnen. Somit waren wir immer noch zu zweit. Da hatte Andreas die zündende Idee: Er hatte vor ein paar Wochen Jürgen, das „Bergurgestein“ aus Berlin, kennengelernt. Jürgen sagte auch sofort zu. Also waren wir zu dritt = eine Seilschaft.

Tourenplanung

Nachdem wir jetzt drei Leute waren, wurde noch schnell die Tour geplant. Es sollte von Vent auf die Martin-Busch-Hütte gehen. Dort wollten wir übernachten und dann über den Marzellakamm auf den Similaun, mit anschließendem Abstieg zur Similaunhütte.

Von dort sollte es am nächsten Tag auf die Fineilspitze gehen. Am Sonntag sollte es dann zurück nach Vent und nach Hause gehen. Leider war die Martin-Busch-Hütte ausgebucht, was sich im Nachhinein als Glück erwies. Also Planänderung und Anfrage auf der Similaunhütte, wo wir vom 14.09-17.09 sogar noch ein 4er Zimmer für den Zeitraum ergattern konnten.

Touren Topo
Tour auf den Similaun von der Similaunhütte.

 

Anreise

Da ich am 14.09 noch bis mittags arbeiten musste, reisten Andreas und ich Mittwochabend noch von Bielefeld nach Kempten und übernachteten in Kempten im Hotel Peterhof Dort blieben wir bis Mittag, ich erledigte noch einige Telefonkonferenzen usw. und gegen Mittag ging es über den Fernpass ins Ötztal. Zu unserer Überraschung ging das ganz ohne Stau. Im Ötztal angekommen, sammelten wir Jürgen ein, der am Vortag schon per Zug aus Berlin angereist war, und weiter ging es nach Vent. 

Aufstieg

Gegen 14 Uhr machten wir uns an den Aufstieg zur Similaunhütte. Zuerst ging es in Richtung Martin-Busch-Hütte, ein Weg, den ich schon von meiner Ötztaltour mit Dr. Mike kannte. Den Weg hatte ich nicht in guter Erinnerung, vor zwei Jahren war es ziemlich heiß, als wir unterwegs waren und wir waren viel zu schnell, was sich später rächen sollte. Also zu heiß war es aktuell nicht, die Wetteraussichten für die nächsten Tage waren eher mäßig und es war Schnee angesagt. Also ging es im moderaten Tempo in Richtung Martin-Busch-Hütte, das Wetter war sehr durchwachsen und es fing an sich zuzuziehen. Nach den guten Touren der letzten Wochen war ich der Meinung, gut in Form zu sein, aber Pustekuchen. Auf halben Weg zur Martin-Busch-Hütte stand der Mann mit dem Hammer.

Boing, die Beine wurden schwer und Lust weiter zu gehen hatte ich auch nicht mehr. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Ziemlich platt kam ich mit zwei völlig entspannten Bergkameraden an der Martin-Busch-Hütte an. Nach einer Pause ging es dann langsam in Richtung Similaunhütte weiter. Das Wetter wurde immer schlechter. Nebel zog auf und es fing an zu schneien. Langsam zogen wir an immer mehr E5-Gruppen vorbei. Nach knapp 4 1/2 Stunden erreichten wir, kurz bevor das Wetter ganz schlecht wurde, die Similaunhütte.

Similaunhütte im Schnee
Kurz vor dem Ziel noch einen Blick auf die Similaunhütte, das Wetter bzw. Nebel und Schnee werden immer stärker.

Kurz vor uns hatte eine E5-Gruppe ebenfalls die Hütte erreicht und blockierte den Eingangsbereich. Einige Teilnehmer der Gruppe waren total überfordert mit der Situation auf der Hütte, was zu Folge hatte, dass es ziemlich chaotisch zuging. Ich beeilte mich, meine Klamotten aufzuhängen und die Bergstiefel gegen Hüttenschuhe zu tauschen, um uns dann zügig anzumelden. Es gelang mir, unser Zimmer vor der „wilden Horde der E5-Geher“ zu bekommen. Nach einer schnellen warmen Dusche wurde noch etwas auf dem Zimmer entspannt. Zum Abendessen ging es runter und es war gerappelt voll. Also fragten wir, ob wir uns an den Tisch einer privaten Bergschule, mit „E5-Bezwingern“ setzen dürften. Die Blicke, wie könnt ihr es wagen und das wenn-es-denn-sein-muss, sprachen Bände, ein herzlich Willkommen sieht anders aus. Auch der Bergführer blickte nur grimmig rein. Wir drei tauschten kurz Blicke aus und entschieden diesen Tisch mit lauter unfreundlichen Menschen zu verlassen und wechselten in einen noch nicht besonders warmen Raum. Der Ofen bullert aber schon vor sich hin. Hier saß eine Gruppe des DAV Summit Clubs, mit der eine lustige Konversation über den Abend zustande kam. Nach einem leckeren Abendessen und einem Radler, besprachen wir noch einmal die Aufstiegsroute zum Similaun. Hier gab uns Horst, der Bergführer vom Summit Club, noch ein paar hilfreiche Tipps zu optimalen Route auf den Similaun.

Die Wettervorhersage meinte es laut App auch gut mit uns, es gab ein Zeitfenster von 08:00 Uhr – 12:00 Uhr an dem die Sonne scheinen sollte. Wir schauten aus dem Panoramafenster nach draußen und blickten in das Schneegestöber. Morgen soll die Sonne scheinen, hm dann hoffen wir mal.

Gegen 21 Uhr ging es dann ins Bett, da wir um 06:30 Uhr frühstücken wollten und um 07:30 Uhr starten wollten.

Gipfeltag?

Morgenrot
Morgenstund hat Gold im Mund.

Am Freitagmorgen war ich nach einer unruhigen Nacht schon gegen 05:45 Uhr wach, meine Zimmergenossen nickerten auch nur noch vor sich hin, also raus aus den Federn. Der Waschraum war herrlich leer, da die E5-Horden noch im Bett lagen und wahrscheinlich von ihren Heldentaten am Berg träumten. Nach dem Waschen wurde noch einmal das Equipment gecheckt und dann ging es zum Frühstück. Ich „würgte“ mir zwei Scheiben Brot mit Marmelade rein, ich kann so früh morgens einfach noch nicht so viel essen. An Müsli oder ähnliches ist nicht zu denken. Das Frühstück auf der Similaun-Hütte ist einfach, aber gut und reichhaltig. Gegen 07:30 Uhr waren wir bereit zum Aufbruch. Vor uns startete noch eine italienische 2er Seilschaft, ein Bergführer mit seiner Kundin. Wir entschieden uns noch ein wenig zu warten, damit der Profi schon einmal spuren konnte, ein leichter Trugschluss ?

Kurz vor 08:00 Uhr ging es dann auch für uns los. Der Einstieg auf den Gletscher ist nur knapp 250m-300m von der Similaunhütte entfernt. Horst hatte uns am Vorabend empfohlen, dass wir uns rechts am Hang halten und erst spät in Richtung Anseilpunkt auf dem Gletscher zu schwenken. Was wir auch machten. Flugs angeseilt, Jürgen vorne, Andreas in der Mitte und ich auf meiner Lieblingsposition „letzter Mann“. Jürgen schlug ein super Tempo an und so ging es im Gänsemarsch auf den Gletscher in Richtung Gipfel.

Und das Wetter?

Das Wetter, war unglaublich, zwar ziemlich kalt aber sonnig, einfach herrliches Bergwetter ?

Was war mit der Spur?

Die 2er Seilschaft hatte sich entschieden schon eher auf den Gletscher zu gehen und sich weiter unterhalb angeseilt. Also nix mit gespurter Route. 

Wir hielten uns etwas weiter rechts von der originalen Route und mogelten uns durch die Spaltenzone.

Gletscherspalten
Da wir nicht den Normalweg gingen, mogelten wir uns weiter rechts durch die Spaltenzone.

Das war relativ unkritisch, da alle Spalten gut zu erkennen waren. Durch den Schneefall in der letzten Nacht und den Frost, liefen wir über klasse harsch Schnee. Der Wind blies uns kalt ins Gesicht. Meter für Meter ging es in Richtung Gipfel. Die Spaltenzone ließen wir schnell hinter uns. Es ging direkt auf eine kleine Scharte, um uns von dort weiter in Richtung Gipfel zu orientieren. Der direkte Gipfelaufstieg über den Grat war bei den aktuellen Bedingungen relativ einfach. Andreas und Jürgen stürmten förmlich den Grat hoch ich folgten ca. 60-70m dahinter. Hier oben wehte der Wind schon ganz ordentlich und es war schon ziemlich kühl. Was machte denn die Sonne? Die lachte die ganze Zeit. Oben am Gipfel angekommen, blies uns ein eisiger Wind entgegen. Es wurden schnell die Gipfelfotos gemacht, etwas die Aussicht genossen und dann ging es wieder zurück in Richtung Similaunhütte.

Für ein längeres verweilen war es einfach zu windig und zu kalt. Der Abstieg gestaltete sich recht einfach. Durch die schon fortgeschrittene Tageszeit wurde der Schnee weiter unten zwar etwas sulzig, was uns aber keine Probleme bereitete. Auf dem gleichen Weg wie beim Aufstieg, stiegen wir auch wieder ab.

Gegen 12:45 Uhr kamen wir bei strahlend blauem Himmel wieder auf der Similaunhütte an. Dort gab es erst einmal eine Belohnung für den Gipfelerfolg, in Form eines Cappuccinos und eines Stück Kuchens. Es wurden schon fleißig Pläne für den nächsten Tag, um die Besteigung der Finailspitze, geschmiedet. Gegen 13:30 Uhr zog sich das Wetter immer mehr zu und gegen 17 Uhr fing es an zu schneien. Beim Abendessen und dem Blick durch das Panoramafenster entschieden wir, dass unter den Bedingungen es nichts mit der Finailspitze wird. Also was tun? Wir entschieden uns dafür, am nächsten Tag in Ruhe abzusteigen und zu schauen, ob unterwegs noch ein Gipfel zu machen sei, je nach Wetterlage. 

Am nächsten Tag zeigte es sich, dass unsere Entscheidung richtig war in Richtung Tal aufzubrechen. Es hat die Nacht noch weiter geschneit und die Sicht war durch den Nebel ziemlich eingeschränkt.

Bergkameraden
vrnl: Jürgen, Andreas und JoJo

Nach einem gemütlichen Frühstück brachen wir bei ziemlich miesem Wetter in Richtung Martin-Busch-Hütte auf.

Unsere Gruppe hatte sich um Bettina und Susi erweitert, die uns fragten, ob wir gemeinsam mit ihnen absteigen würden. Also ging es zu fünft los Richtung Tal. Die beiden legten einen flotten Schritt vor. Unterwegs wird das Wetter immer wechselhafter, je tiefer wir kamen, desto schlechter und nebeliger wurde das Wetter. Schnee und Regen wechselten sich ständig ab und der Wind blies uns stark und kalt ins Gesicht. Damit war der Plan unterwegs noch einen Gipfel mitzunehmen auch hinfällig. An der Martin-Busch-Hütte machten wir dann eine kurze Trinkpause, um etwas Warmes zu trinken. Es war für die Hütte der vorletzte Tag der Saison und die Gaststube war nicht wirklich gut geheizt. Also schnell den Tee getrunken und dann runter nach Vent. Auch in Vent schneite es wieder. Dort angekommen ging es gleich in den Gasthof, wo es erst einmal eine Suppe und einen Cappuccino gab. 

Hier trennten sich dann auch unsere Wege von den Mädels. Wir drei Männer hielten kurz Kriegsrat, wie es weitergehen sollte. Aufgrund der schlechten Wetterprognose für die nächsten Tage entschieden wir uns dafür, die Tour am Samstag offiziell zu beenden. Da Jürgen sein Bahnticket erst für den kommenden Montag gebucht hatte, lieferten wir ihn in Zwieselstein am Hotel Post ab. Dort nächtigte er noch zwei weitere Nächte, bevor es für ihn nach Berlin zurückging. Während Andreas und ich gemütlich nach Hause zurückfuhren. Gegen 22:00 Uhr kamen wir nach einer entspannten Fahrt in Bielefeld an.

So, den Similaun kann ich von meiner Liste streichen. Ein toller Gipfel und bestimmt nicht mein letzten Besuch dort. Bei guten Bedingungen von der Similaunhütte einfach zu begehen. 

Was für ein cooles Tourenwochenende, wir hatten riesiges Glück mit dem Wetterfenster am Freitag.

Ich habe mit Jürgen wieder einmal einen tollen Menschen kennengelernt. Andreas und ich haben festgestellt, dass wir tourenkompatibel sind, Jürgen übrigens auch. 

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