Ausbildung

DAV Summit Club Tour auf das Zuckerhütl

Schußgrubenkogel

Da mein Grundkurs „Fels und Eis“ mit dem Summit Club letztes Jahr aufgrund des Wetters einige Ausbildungslücken hatte, musste hier noch ein wenig nachgesteuert werden. Also was macht der geneigte Novizen Alpinist? Er bemüht das Internet und sucht nach Aufbaukursen zum Thema. Da ich bis jetzt gute Erfahrungen mit dem DAV-Summit Club gemacht hatte, landete ich auch sehr schnell auf deren Seite. Etwas gestöbert und schnell fand ich Gletschertour zum höchsten Berg der Stubaier Alpen: Zuckerhütl, 3505 m. Das hörte sich gut an und das Zuckerhütl stand eh auf meiner Liste, also ohne lange zu überlegen zügig gebucht.

Anreise:

Am 02.08.2017 startete dann das Abenteuer mit einer ziemlich chaotischen Anreise nach Sölden im Ötztal, dort erreichte ich spät abends die Sport Alm Sölden. Zur Begrüßung gab es an der Rezeption erst einmal einen Schnaps ? Netter Empfang, dachte ich mir, danach wurde mir mein Zimmer gezeigt. Super schön eingerichtet und frisch renoviert. Überhaupt machte das ganze Haus einen super Eindruck, und das zu einem sehr fairen Preis. Nach einer ruhigen Nacht gab es am nächsten morgen ein reichhaltiges Frühstück. Also die Sport Alm Sölden bekommt einen klaren Daumen hoch von mir. Hier werde ich bestimmt wieder mal absteigen.

Tag 1

Da wir uns erst um 13 Uhr mit der Summit Club Gruppe treffen wollten fragte ich, ob ich meine Tasche und den Rucksack noch stehen lassen könne, was ohne Probleme ging. Somit konnte ich in Ruhe mal ein wenig Sölden erkunden und noch ein wenig Proviant fassen. Gegen 11 Uhr war ich wieder zurück und tankte noch ein wenig Sonne im Garten der Pension. Kurz vor 13 Uhr machte ich mich dann auf zum vereinbarten Treffpunkt. Dort traffen dann auch nacheinander die weiteren Teilnehmer Christiane, Jenny, Alex, Dominique, Omar und unser Bergführer Michel ein. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde unser Gepäck eingesammelt und zur Materialseilbahn gebracht, während wir mit dem Wanderbus rauf zur Fiegl´s Hütte fuhren. Damit sparten wir uns gut 600 hm, die wir nicht gehen mussten. Von Fiegl´s Hütte ging es bei strahlendem Sonnenschein und leichtem Rucksack erst über die Forststraße und später über den Gaiskarweg hoch zu unserem Stützpunkt für die nächsten 3 Nächte, der Hildesheimer Hütte.

Eigentlich ist der Standardzustieg zur Hildesheimer Hütte der etwas längere und nicht so steile Ludwig Aschenbrenner Weg, unser Guide wählte aber den steileren und kürzeren, aber sehr abwechslungsreichen Gaiskarweg. Nach knapp 2 3/4h kamen wir gut gelaunt auf der Hildesheimer Hütte an. Unser geräumiges sechser Zimmer stand schon bereit, was dann auch schnell bezogen wurde. Um 18:30 Uhr ging es dann zum Abendessen. Hier muss ich wirklich sagen, da hat mich das Team der Hildesheimer Hütte wirklich begeistert, was wir auf knapp 2900m an Essen bekamen, über die 4 Tage, war wirklich klasse. Während des Abendessen bzw. in den Pausen zwischen den Gängen starteten wir mit einer etwas längeren Vorstellungsrunde. Nach dem Abendessen wurde noch einmal das Programm für die nächsten Tage besprochen. Müde und zufrieden ging es dann um kurz vor 22 Uhr ins Bett.

Tag 2

Nach einer kurzen und unruhigen Nacht, ich finde die erste Nacht auf einer Hütte, egal ob im Lager oder Zimmer, immer etwas schwierig, ging es zum Frühstück. Für heute standen folgende Punkte auf dem Programm:

* Tritt und Gehschulung

* erklimmen des Schußgrubenkogel, laut Michel der viel schönere Berg als die Schaufelspitze, die direkt an einer Seilbahnstation liegt und häufig bei gutem Wetter überlaufen ist

* überschreiten des kleinen Isidor

* Steigeisen Training

* Spaltenbergung

* Tourenplanung

Gegen 8:15 Uhr ging es dann bei strahlend blauem Himmel los. Nach ein paar Höhenmetern wurden schon kurz gestoppt, um das ein oder andere Kleidungsstück auszuziehen, welches zu viel am Körper war. Auf dem Weg in Richtung Schießgrubenkogel erklärt uns Michel noch einmal die richtigen Gehtechniken im alpinen Gelände.

 

Basics
Wir genießen das Panorama.

Parallel zu den Erklärungen machten wir auch ein paar Übungen. Im Anfang war ich ein wenig kritisch, aber es tat mal wieder gut die Basics zu wiederholen. Nach dem Basictraining ging es weiter in Richtung Schußgrubenkogel. Um dorthin zu gelangen mussten wir einen aperen Gletscher queren. Also das ganze Hochtourengeraffel angelegt. Gurt, Steigeisen und Pickel in die Hand und auf ging es. Das ganze natürlich ohne Seil, weil der Gletscher ja Aper war. Auf dem Gletscher gab es dann natürlich weitere Basics zum gehen mit Steigeisen auf Eis usw.

Gletscher gehen
Schön einen Fuß vor den anderen.

Wir verbrachten hier sicherlich noch einmal 90 Minuten mit Übungen bevor es dann weiter in Richtung Schußgrubenkogel ging. Am Fuße des Schußgrubenkogel wurden die Steigeisen abgelegt. Danach ging es in leichter Kletterei in Richtung Gipfel. Auf dem Weg dorthin mussten wir auf dem blockigen Grat ein leichte Kletterstelle (UIAA I) überwinden. Das schafften alle aber ohne Probleme. Nach wenigen Minuten standen wir bei herrlichem Sonnenschein auf dem Gipfel des Schußgrubenkogels 3281m und genossen das Panorama.

Schnell die Kamera rausgeholt und einige Fotos später saß ich faul in der Sonne und genoss den Ausblick. Auf gleichem Weg ging es wieder zurück, um am Bergfuß gleich den Aufstieg zum benachbarten und knapp 3189m hohen kleinen Isidor zu starten, den wir in wenigen Minuten erklommen hatten. Ohne langen Aufenthalt ging es dann wieder runter in Richtung Jochdohle, um auf dem Stubaier Gletscher etwas Schnee und eine Spalte zu suchen um Spaltenbergung zu üben. Da es wieder auf den Gletscher ging, wurden die Steigeisen erneut angelegt. Die Suche nach Schnee verband Michel gleichzeitig mit Steigeisen Geh-Übungen. Schnee fanden wir relativ schnell, aber keine geeignete Spalte, also wurde nur „trocken“ geübt. T-Anker setzen und den gestürzten rausziehen. Einige Eisschrauben wurden ebenfalls im Eis gesetzt.

Toter Mann
T-Anker in den Schnee graben

Nachdem alle einmal das ganze geübt hatten, ging es weiter den Gletscher runter. Diesmal eingebunden in Seilschaft, zwar war der Gletscher auch aper, aber wir sollten uns wieder an das gehen Seilschaft gewöhnen. Beim Abstieg über den Gletscher machten wir auch kurz halt an einer Gletschermühle, in die wir an einem Seil gesichert alle einmal reinschauen konnten. Ganz schön tief so eine Gletschermühle.

Gletschermühle
Der Blick in die Tiefen der Gletschermühle

Da es jetzt schon Nachmittag war machten wir uns auf den Weg zurück zur Hildesheimer Hütte. An einem günstigen Rastplatz, mit direktem Blick auf den Pfaffenferner, erläuterte uns Michel schon einmal den ersten Teil unserer morgige Tour auf das Zuckerhütl.

Planungspause
Mit Blick auf dem Pfaffenferner, beginnt die Tourenplanung.

Nach einem langen Tag kamen wir alle ziemlich müde, aber gut gelaunt zur Hütte zurück. Bei Spagetti mit Bolognese wurde der nächste Tag geplant. Michel erläuterte uns noch einmal die Tour auf der Karte, es wurde besprochen, wie schwierige Stellen gesichert werden sollten und das Thema Material kam natürlich auch nicht zu kurz. Als Startzeit für den morgigen Tag wurde 07:15 Uhr festgelegt. Müde und zufrieden ging es dann um kurz nach 21 Uhr ins Bett.

 

Tag 3

Tour auf das Zuckerhütl

 

Tag 4

01:15 am Sonntag

Ich wache auf, Übelkeit überkommt mich, starker Kopfschmerz schießt mir durch den Kopf, das rechte Knie ist etwas steif. Was geht hier gerade ab? Der Magen meldet sich, ich muss raus auf das WC. Zum Glück muss ich nicht brechen, ich lege mich wieder hin, schlecht ist mir noch immer. Ich dämmere etwas weg. Ich wache wieder auf und friere, kurze Zeit später schwitze ich, Mist das ist Schüttelfrost. Ich muss wieder raus. Übel ist mir immer noch, wieder auf das WC. Danach was trinken. Wieder quäle ich mich auf meine Pritsche, mein Knie will sich nicht so richtig beugen lassen, mit einem etwas steifen Knie in den Hüttenschlafsack zu kommen ist nicht ganz einfach, kleine Notiz an mich: „ Mama fragen, ob die den Einstieg in den Hüttenschlafsack vergrößern kann.“ Immer noch pochender Kopfschmerz, Übelkeit und Schüttelfrost, naja und der Darmtrakt arbeitet gerade auch hart. Fühlt sich nach Sonnenstich an ? Ich dämmere immer wieder kurz weg wache aber immer wieder frierend oder schwitzend auf. Gegen 06:00 Uhr ist die Nacht für mich vorbei, ohne viel Schlaf gefunden zu haben. Da habe ich mir wohl gestern einen Sonnenstich geholt, aber wo? Auf dem Gletscher? Nee, da hatte ich immer was auf dem Kopf, so langsam dämmert es mir. Nach der Tour haben wir in der Sonne vor der Hütte gesessen und da hatte ich nichts auf dem Kopf, so wie die meisten anderen aus unserer Gruppe. Um 07:00 Uhr sitze ich beim Frühstück und zwinge mich, zwei trockene Scheiben Brot zu essen, mehr geht nicht, sonst wird mir schlecht. Dazu zwei Tassen schwarzen Tee und meine Übelkeit lässt etwas nach. Die anderen aus unserer Seilschaft haben auch eine unruhige Nacht hinter sich und sind ebenfalls sehr blass um die Nase, nur unser lieber Bergführer nicht, der sieht aus wie das blühende Leben. Beim Frühstücken entscheidet sich der Rest von uns doch auf den Klettersteig an der Hildesheimer Hütte zu gehen. Mit meinem doofen Knie würde das eh nix werden und übel ist mir immer noch. Also bleibt es bei dem Plan um 09:00 Uhr mit Omar über den Ludwig Aschenbrenner Weg in Richtung des Gasthofs Fiegl abzusteigen. Ich verzieh mich noch mal auf meine Pritsche und nickere ein wenig ein. Danach fange ich an, mein Zeug zusammen zu packen, zum Abstieg nehme ich nur den kleinen Rucksack mit, alles andere packe in den großen Guide 45+, welchen ich an der Materialseilbahn deponiere, somit geht es nur mit leichtem Gepäck auf den Abstieg. Mittlerweile zog sich das Wetter immer mehr zu. Gegen 09:00 Uhr brachen Omar und ich dann auf, während die anderen in Richtung Klettersteig gingen.

Wir verabredeten uns am Gasthof Fiegl zu treffen. Gemütlich machten Omar und ich uns an den Abstieg. Obwohl meine Knie etwas steif war ging es doch ganz gut, langsam aber stetig ging es bergab. Dabei wurde das Wetter von Schritt zu Schritt schlechter. Es wurde immer nebeliger und es fing an zu regnen. Die Sicht wurde immer schlechter und wir hörten schon den ersten Donner. Zum Glück war das Gewitter noch ziemlich weit weg und wir kamen nicht in eine so brenzlige Situation wie mit Kerstin beim Abstieg vom Riemannhaus vor einer Woche. Kurz bevor wir die Fahrstraße erreichten, hatten uns die anderen dann auch eingeholt. Sie hatten den Klettersteig ziemlich schnell durchquert und waren uns dann zügig gefolgt. Wieder als Gruppe vereint, wanderten wir bei leichtem Regen zum Gasthof Fiegl. Dort gab es neben einem Tee und einem zuckerhaltigen Getränk auch noch ein Suppe. Das half auch gegen meine immer noch vorhandene Übelkeit. Gegen 12:30 Uhr wurden wir dann an der Bushaltestelle des Wanderbuses abgeholt und es ging wieder runter nach Sölden. Nun war es Zeit abschied zu nehmen, mit Omar würde ich ja noch Zug fahren, aber von den anderen vieren hieß es nun Abschied zu nehmen. Es war ein herzlicher Abschied, die vier Tage hatten uns schon als Gruppe zusammen gebracht, das Erlebte, die Herausforderungen das formt schon eine Gruppe. Michel war dann auch so nett und nahm mich mit zum Ötztaler Bahnhof, unterwegs quatschten wir noch über die vier gemeinsamen Tage. Am Bahnhof traf ich dann auch wieder Omar, der mit Jenny und Alex mitgefahren war. Wir stiegen gemeinsam in den Zug nach München, dort trennten sich dann unsere Wege. Meine restliche Rückreise war etwas chaotisch, mit Flugannullierung in München und Umleitung nach Münster/Osnabrück. Gegen 00:45 Uhr war ich dann endlich wieder zu Hause.

Fazit:

Ich war das zweite Mal mit dem DAV Summit Club unterwegs. Es war wieder top organisiert und es hat mich persönlich wieder nach vorne gebracht. Wir hatten mit Michael Veith wieder einen Bergführer, der seinen Job und die Berge liebt. Er hatte immer ein offenes Ohr, hat alles geduldig erklärt und wenn es darauf ankam klare Ansagen gemacht. Die geplanten Ausbildungsinhalte wurden um unsere Wünsche als Gruppe ergänzt. Wie auch beim letzten Mal durfte ich wieder tolle Menschen kennenlernen und meine persönlichen Grenzen verschieben. Für mich waren es tolle vier Tage, die mit der Besteigung des Zuckerhütl gekrönt wurden. Sicherlich nicht meine letzte Tour mit dem Summit Club.

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