Am 13.6. war es endlich soweit, meine erster Trip mit dem Hochtourentreff der DAV Sektion Bielefeld zum Großvenediger sollte starten. sollte startetn. Um 15 Uhr wurde der Rechner zugeklappt, das gesamte Equipment ins Auto geladen und dann auf zu Christian, meinem Mitfahrer und Begleiter. Die Fahrt zu unserem ersten Zwischenstopp, dem Moosburger Hof in Pfaffenhofen an der Ilm, war total entspannt.
Schnell das Zimmer bezogen und dann gab es ein leckeres Abendessen mit einem Glas Wein, so kann ein kurz Urlaub starten. Leider musste ich am darauf folgenden Tag noch etwas arbeiten, was ja im mobilen Zeitalter kein Problem ist. Um 12:30 die letzte Telefonkonferenz beendet und ab ins Auto zum Wanderparkplatz Hopffeldboden, wo ab 16 Uhr das Wandertaxi wartete. Mit dem Wandertaxi ging es zur Materialseilbahn der Kürsinger Hütte. Von dort begann der Aufstieg zur Kürsinger Hütte und meine Leiden begannen. Ich hatte nämlich vergessen, etwas zu trinken mitzunehmen, ich Depp, was für ein Anfängerfehler.
Von der Materialseilbahn sind es ca. 700 hm bis zur Kürsinger Hütte, was bei warmen Wetter und ohne trinken mit ca. 17 kg auf dem Rücken echt lang werden kann. Hier sprang mein Tourenbegleiter Christian in die Bresche und entertainte mich ab dem Punkt, an dem ich keine Lust mehr auf den weiteren Aufstieg hatte. Sein Getränkevorrat teilte er übrigens auch mit mir. Nach knapp 2 ½ h kam ich relativ groggy und Christian total entspannt auf der Kürsinger Hütte an. Der Aufstieg ist super schön und abwechslungsreich, aber auch sicherlich nicht ganz einfach. Ich würde den mal mit einer T4 bewerten. Unterwegs gab es einige Altschneefelder und dadurch, dass wir so spät am Tag unterwegs waren, waren diese recht sulzig. Nach dem Bezug unseres Doppelzimmers, wir hatten uns etwas Luxus gegönnt, ging es zum Abendessen. Dort saß schon Uwe, ein weiteres Mitglied unserer Gruppe, der am Dienstag schon angereist war. Gemeinsam ließen wir uns das zünftige und def tige Essen schmecken. Das Essen auf der Kürsinger Hütte war über die ganzen Tage gut und reichlich.
Nach einer entspannten Nacht und einem reichhaltigen Frühstück machten sich Christian und ich gegen 10 Uhr auf den Weg zum Anseilpunkt der Großvenediger Tour. Wir wollten, bevor die anderen gegen Mittag auf der Hütte ankommen, mal die Lage auf dem Gletscher sondieren. Der Weg dahin war wieder eine Qual für mich. Irgendwie fühlte ich mich total „goofy“, stolperte über den Weg, als wenn ich vorher noch nie in den Bergen gewesen wäre. Der Rucksack mit der Gletscherausrüstung nervte, irgendwie war alles blöd. Ich dachte nur, so gehe ich morgen nicht mit auf den Großvenediger. Nach etwas 90 Minuten Gehzeit machten wir oberhalb des Anseilpunktes, auf einem Plateau, eine Teepause. Wir genossen einen heißen Tee, und währenddessen sahen wir wie auf der rechten Gletscherseite ein ordentlicher Steinschlag runterkam. Der Rückweg ging relativ zügig, aber gehtechnisch wurde es für mich nicht besser. Den Weg zum Anseilpunkt würde ich, genauso wie den Aufstieg zur Hütte, auch auch mit T4 bewerten.
Als wir wieder an der Kürsinger Hütte ankamen traf gerade der Rest unsere Gruppe ein. Nach einer herzlichen Begrüßung gab es erst einmal einen Cappuccino, während Marc und Jan sofort in Richtung Keeskogel aufbrachen. Nach dem Cappuccino und einer kurzen Mittagspause, startete ich noch einmal mit Christian zu einer kurzen Tour. Irgendwie gab es aber immer noch keine Symbiose zwischen mir, dem Rucksack, meinen Füßen und dem Berg. Ziemlich gefrustet und genervt kam ich nach knapp 2 Stunden wieder an der Hütte an. Nach ein bisschen chillen trafen wir uns alle zum gemeinsamen Abendessen und zur Tourenbesprechung. Es wurde ausgemacht, dass es am Freitagmorgen um 04:30 Uhr in Richtung Großvenediger gehen sollte. Ich entschied mich dafür bis zum Anseilpunkt mit zu gehen und dort zu entscheiden ob ich weiter gehe.
Natürlich ging es am Freitag nicht um 04:30 los, sondern erst um 05:00h. Bis man 12 Leute unter einen Hut hat, das dauert. Im ersten Morgengrauen ging es dann im Gänsemarsch in Richtung Anseilpunkt. Das Wetter war relativ durchwachsen. Der Weg zum Anseilpunkt war an diesem Morgen nicht mehr ganz so „goofy“ für mich, auch wenn es immer noch nicht „Normalzustand“ war. Am Anseilpunkt angekommen, entschied ich für mich, das Abenteuer „Großvenediger“ anzugehen. Wir teilten uns in zwei Seilschaften auf, einer etwas „Schnelleren“ und eine erfahrenen. Die „Heißsporne“ kamen ziemlich schnell los, während wir etwas länger brauchten. Schnell waren die anderen nicht mehr in Sichtweite.
In unserer Seilschaft übernahm Walter die Führung. Mit ziemlich gleichmäßigen Schritt ging es über den Gletscher. Durch den leichten Nachtfrost war der Schnee nicht sulzig und wir kamen gut voran. Der untere Teil des Gletschers war spaltenfrei. Danach ging es weiter zur Venedigerscharte. Das Wetter verschlechterte sich jedoch von Schritt zu Schritt. Leichter Schneeregen setzte ein und es wurde immer nebeliger. Der Wind nahm auch stetig zu. Von unserer „ersten“ Seilschaft war nichts mehr zu sehen. Das lag natürlich am Nebel und nicht am Tempo, das vorgelegt wurde. Je näher wir an die Venedigerscharte kamen, je schlechter wurde das Wetter. Der Schneeregen nahm zu und es wurde immer windiger. Der Wind zerrte an unseren Jacken. Walter stemmte sich gegen den Wind und stapfte immer weiter in Richtung der Scharte. Durch den Wind und den Nebel war die Aufstiegsspur immer schlechter zu erkennen. Knapp 250 m unterhalb der Venedigerscharte kam uns eine Seilschaft entgegen, die den Aufstieg abgebrochen hatte. Wir tauschten uns kurz aus und erfuhren, dass durch den Wind die Aufstiegsspur verweht war und das Wetter weiter oben noch ungemütlicher wäre. Walter stapfte weiter und wir folgten. Ging ja auch nicht anders, wir waren ja aneinandergebunden. Die Eiskristalle peitschten uns ins Gesicht und der „Spaßfaktor“ wurde immer geringer. Keine Sicht durch den aufgezogenen Nebel, der starke Wind, der immer böiger wurde und der Schnee- und Eisregen machten das Vorankommen immer schwieriger. Nachdem wir uns bis auf ca. 50 m an die Venedigerscharte heran gekämpft hatten, hielt Walter an. Er drehte sich um und blickte uns an. Sein Blick und die darin enthaltene Frage brauchte nicht mit Worten formuliert werden, hätte bei dem Wind eh nichts genutzt. „Umdrehen“? Stilles Einvernehmen, der restlichen sechs. Jetzt war Frank vorne, der den Aufstieg über als letzter Mann gegangen war. Die Devise hieß jetzt „zügig diesen ungemütlichen Ort verlassen“ und zurück zum Anseilpunkt. Aber was war mit unserer ersten Seilschaft? Wir hatten keine Ahnung. Trotzdem ging es jetzt zügig zurück zum Anseilpunkt. Das Wetter wurde nicht besser, erst ab ca. 2900 m ließen der Schneeregen und der Nebel etwas nach. Nach knapp 2 Stundenh Abstieg kamen wir wieder am Anseilpunkt an. Dort banden wir uns schnell aus und mit den Steigeisen an den Füßen wurde noch schnell der Gegenanstieg gemacht, oben angekommen, die Steigeisen ausgezogen und zügig in Richtung Hütte. Doch halt irgendwas passte nicht beim Steigeisen ausziehen, das rechte Bein wollte sich nicht richtig beugen lassen. Ach, nicht beachten, schoss es mir durch den Kopf. Etwas eirig ging es zurück zur Hütte. Auf der Hütte angekommen ging es dann für mich als erstes unter die warme Dusche, weil etwas durchgefroren war ich doch, obwohl mir die ganze Tour über nicht kalt war. Nach dem Duschen, befasste ich mich dann doch mal mit meinem Knie. Hm, beugen ging gar nicht, dick war es auch, das fühlt sich nicht gut an. Mittlerweile war auch unsere erste Seilschaft auf der Hütte angekommen, die darüber berichtete, dass sie auf dem Großvenediger waren. Aber aufgrund des extrem ungemütlichen Wetters nur wenigeMinuten am Gipfelkreuz verbracht hätten und dann auch zügig abgestiegen wären. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen wurde noch viel über das am Tage erlebte diskutiert und es wurden Pläne geschmiedet, den Großvenediger erneut anzugehen. Eine Erkenntnis aus den Erlebnissen war, das wir für zukünftige Touren, die in der Sektion vorhandenen Spot Satelliten Notfallsender mitnehmen werden.
Für mich war auf grund meines dicken und steifen Knies am nächsten Tag Pause. Ich verbrachte die meiste Zeit des Tages lesend auf der Sonnenterrasse und schonte mein Knie für den bevorstehenden Abstieg am Sonntag, während sich die anderen in kleine Gruppen aufteilten und in Richtung Keeskogel oder Türkische Zeltstadt aufbrachen. Am Sonntag ging es dann für mich um 08:30 Uhr leicht humpelnd und ohne Rucksack, den schickte ich mit der Materialseilbahn runter, bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Talstation. Der Abstieg was soweit ok, wenn auch mit dem doofen Knie nicht angenehm. Gegen 09:45 Uhr erreichte ich die Talstation von wo um 10 Uhr das Hüttentaxi in Richtung Parkplatz Hopffeldboden startete. Dort angekommen machten wir uns dann auf die Heimreise, die bis auf zwei Staus ziemlich unspektakulär verlief.
Mein Fazit dieses verlängerten Wochenendes:
- es hat super Spaß gemacht mit dem Hochtourentreff der DAV Sektion Bielefeld auf Tour zu gehen und wenn sie mich wieder mitnehmen, bin ich bei den nächsten Touren auch wieder dabei
- nie mehr was zu trinken zu vergessen
- wie immer, bei der ersten Tour des Jahres, war zu viel Equipment im Rucksack
- ich muss mehr GA2 Ausdauer trainieren
Gruß Jo-Jo
P.S. Nach etwa drei Wochen zickt das doofe Knie immer noch rum, es ist zwar nicht mehr dick und beugen geht auch, aber richtig belasten geht immer noch nicht.
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